Schloss Ratibor

Prunkvolle Kunsträume

„Das Schloss Ratibor in Roth beherbergt einige der bedeutendsten historistischen Raumschöpfungen in Bayern.

 

Es wurde von einem erfolgreichen Fabrikanten in den 1890er Jahren als standesgemäßer Wohnsitz für einen Industriebaron ausgebaut. Die Räume dienten der großbürgerlichen Repräsentation inmitten der kleinbürgerlichen Umgebung einer fränkischen Provinzstadt. Dieser Widerspruch ist teilweise bis heute spürbar. Bei einer genaueren Betrachtung der schwelgerischen Ausstattung wird aber auch ein weiterer Widerspruch augenfällig: Das Pathos und die große Geste, die die Bilder und Ornamente im Speisesaal und vor allem im Prunksaal auszeichnen, müssen schon zur Zeit ihrer Entstehung ungleichzeitig gewirkt haben, die höfische Inszenierung eines Fabrikanten in einer entwickelten Industriegesellschaft schrammt gelegentlich knapp an der Lächerlichkeit vorbei. Bedenkt man, dass zur Entstehungszeit dieser Ausstattung in der Kunst gerade der Aufbruch in die Moderne begann (Cézanne hatte 1895 seine erste Einzelausstellung in Paris), wirkt der gleichzeitige Historismus stehengeblieben."

 

aus dem Katalogtext „passend gemacht“ von Guido Schmid


2019

Katalogbuch

52 Seiten

21,0 x 29,7 cm


„Die Räume des Schlosses Ratibor erzählen Geschichten. Nicht nur die auf den Bildern dargestellten, sondern auch die der Künstler und Auftraggeber. Wilhelm von Stieber ließ durch einen Stab
herausragender Ausstattungskünstler ein Programm verwirklichen, das dem Anspruch des Schlossherren auf Repräsentation gerecht werden sollte. (…)


Immer wieder veranstaltet das Museum Schloss Ratibor Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, in denen die Künstler der Atmosphäre der Schlossräume nachspüren, sich von den erzählten Geschichten inspirieren lassen und mit ihren Werken auf die historische Umgebung eingehen. Sei es, dass sie die Aura der Räume aufnehmen und empathisch oder auch widerborstig reagieren, sei es, dass sie ganz neue Geschichten entdecken und zum Vorschein bringen.


Dieser narrative Ansatz ist auch das Verbindende in den Arbeiten der acht Künstlerinnen und Künstler, die sich zum Kunstprojekt SchlossRaumKörper im Schloss Ratibor zusammengefunden
haben. Dabei verstehen sie das Schloss nicht nur als Raumkörper oder körperliche Hülle für ihre Arbeiten, sondern nehmen auch Bezug auf die körperlich spürbare Anmutung, die von den Räumen ausgeht, durch Wohlgefühl als auch abwehrend kritische Distanz. In jedem Fall ermöglichen die Arbeiten einen neuen Blick auf ihre Umgebung und erzählen neue Geschichten. (…)“

aus dem Katalogtext „SchlossRaumKörper“ von Guido Schmid


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Harmonie und Reibung

8  Positionen im Schloss

„(…) Seit einigen Jahren versucht das Museum Schloss Ratibor die Räume mit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zu beleben. Hierbei zeigt sich immer wieder der erstaunliche Effekt, dass das Zusammenspiel oder eben auch der Kampf von Innenarchitektur und Ausstattung mit Werken der Gegenwartskunst, zu spannenden Erkenntnissen führen kann. Die Räume bilden nicht nur die Kulisse, sondern sie verlieren durch diese Konfrontation teilweise ihre Patina und werden neu erfahrbar.


2017

Katalogbuch

56 Seiten

21,0 x 29,7 cm


Unter dem Titel „passend gemacht“ zeigen acht Künstler Werke in acht Räumen des Schlosses. Passend gemacht bedeutet nicht, dass die Werke eingepasst wurden, sondern dass die Werke teilweise spielerisch mit ihrer Umgebung interagieren. Passend gemacht kann auch bedeuten, dass gar nichts passt, sondern dass durch bewusste Störungen der Raum anders betrachtet wird. Harmonie und Reibung waren die Leitmotive der künstlerischen Auseinandersetzung. (…)"

 

aus dem Katalogtext „passend gemacht“ von Guido Schmid