Achim Weinberg

Versuch eines Portraits – ein Kunstprojekt

„Jeder Mensch besitzt zahlreiche Gesichter. Und unzählige Facetten, je nachdem, von welcher Seite man schaut, auf welcher Ebene man sich nähert.

Das Portrait ist beinahe schon immer mein Thema, mein zentrales künstlerisches Sujet gewesen. „Zeichne deinen Banknachbarn!“  lautete die Aufgabe, die unsere Lehrerin damals, in der vierten Klasse, formulierte – und was da nach kurzer Zeit auf dem Papier vor mir erschien, war kein Bild, es war mein bester Freund Uli. So machte ich weiter damit, zeichnete (…) Mutter und Vater, Freunde und Bekannte, Ingrid Bergmann und Albert Einstein … Gesichter faszinierten mich, und diese ersten Zeichnungen (…) berühren mich bis heute.

Während meines Malereistudiums habe ich mich dann in andere  Richtungen entwickelt, und das Malen und Zeichnen bald aufgegeben. (…) Im Jahre 2003 fand ich durch die Fotografie zum Portrait zurück. (…) Seitdem entstehen  sogenannte „Raumportraits“. Wenn ich Menschen in ihren Räumen begegne, und das Gefühl habe, Raum und Mensch sind hier eins, dann muss ich diese Bilder machen. Persönliche Räume, die sich wie eine zweite oder dritte Hülle um die Menschen schmiegen und entwickeln. Parallel dazu mache ich Serien von Detailaufnahmen: Raumecken, Gegenstände, Werkzeuge, Bücher, was immer für diese Menschen wichtig ist. Und schließlich  fotografiere ich dann auch „klassische Portraits“, vertiefe ich mich wieder, wie damals, hinein in die Gesichter.

Das Kunstprojekt „Versuch eines Portraits“ will sich nun den Menschen von weiteren Seiten nähern, will Fragen stellen, will alte Familienfotos, Geschichten, Farben und geliebte Dinge  in die Betrachtung miteinbeziehen, und all diese wunderbaren Facetten zusammenbringen. Als die Idee des Projekts Gestalt  annahm, hatte ich sofort das Bild eines Dreiklangs vor Augen, drei Bücher in drei Farben.

Marcela – Gottfried – Achim

Das Portrait eines Menschen, den ich nicht kenne – das Portrait eines Menschen, den ich gut kenne – und ein Selbstportrait. (…)“

Achim Weinberg  im Vorwort zu „Gottfried“, im Juli 2019